Soziale Effekte des Mountainbike-Tourismus
Gesundheit und Gemeinschaft durch Mountainbike-Tourismus
Als eine Form des Fahrradfahrens verfügt das Mountainbiken über alle Vorteile, die allgemein auf das Radfahren zutreffen. Es wirkt unter anderem stressabbauend und immunfördernd, stärkt das Herz-Kreislauf-System und ist eine gelenkschonende, selten überlastende Bewegungsform mit wenigen Zugangshürden. Es ist für nahezu alle Alters- und Bevölkerungsgruppen zugänglich und bietet durch seinen naturnahen, erlebnisreichen Charakter weitere kognitive Vorteile.
Nicht nur bei Kindern und Jugendlichen zählt Mountainbiken zu den zehn beliebtesten Sportarten, auch bei den Erwachsenen hat es sich von der Trendsportart längst hin zum Breitensport entwickelt.[1] Durch den nahezu gesamtgesellschaftlichen Zugang ist das Mountainbiken somit prädestiniert dafür, zur Bewegungsförderung der Gesellschaft beizutragen und nachhaltige Gesundheitseffekte zu bewirken. Die im Folgenden aufgeführten physischen Effekte des Mountainbikens verdeutlichen dies.
Aufgrund des Bewegungsmangels in großen Teilen der Gesellschaft, der ebenso vermehrt bei der jüngeren Generation zu beobachten ist, kommt es immer mehr zu gesundheitlichen Einschränkungen im Alltag und im Berufsleben (beispielsweise schnellere Alterung, Adiposität etc.). Das Mountainbiken stellt eine Bewegungsform dar, die den gesamten Bewegungsapparat fordert und fördert. Mit einem Mix aus Kraft, Ausdauer und Koordination hat es weitreichende positive Auswirkungen auf den Organismus und die Gesundheit. Insbesondere wird durch das Mountainbiken die Beinmuskulatur – und zwar im Vergleich zum Laufsport deutlich gelenkschonender – gefördert. Neben dem Schwimmen zählt das Biken zu den schonendsten Sportarten für den Bewegungsapparat.
Neben den positiven Gesundheitseffekten birgt das Mountainbiken, wie jede Form des Radfahrens, aufgrund der erreichten Geschwindigkeiten auch Risiken in Bezug auf Unfälle. Fahrten auf Strecken mit Hindernissen und das Springen erfordern besondere fahrtechnische Fähigkeiten und Umsicht. Um Verletzungen zu vermeiden, ist eine Ausstattung mit entsprechender Sicherheitsausrüstung (Helm, Handschuhe, Schutzbrille, gegebenenfalls Protektoren) ratsam. Unfällen kann bei der Angebotsentwicklung zudem mit einem durchdachten Wege- bzw. Anlagenkonzept entgegengesteuert werden, beispielsweise indem sich unterschiedliche Nutzergruppen oder auch Mountainbiker untereinander nicht unnötig behindern. Als Individualsportart entfällt zudem die Verletzungsgefahr durch das Einwirken anderer, eine der gängigsten Verletzungsgründe in klassischen Teamsportarten.
Neben den physischen Aspekten hat Mountainbiken ebenso psychisch-soziale sowie kognitive Aspekte, die für die Lebensqualität sowie für das Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl von Bedeutung sind. Stress, Angst und psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen sind in der heutigen Gesellschaft immer präsenter. Durch eine vermehrte Ausschüttung von Glückshormonen bei sportlicher Aktivität kommt es auch beim Mountainbiken zu Stressabbau, welcher nachhaltig positive Wirkungen auf die Psyche hat.[2] Der Aufenthalt in der Natur wirkt kognitiv belebend und regt den Geist an.[3] Durch den anspruchsvollen Untergrund trainiert das Mountainbiken Fähigkeiten wie den Gleichgewichtssinn, schnelle Reaktionen und Entscheidungsfähigkeit deutlich stärker als andere Formen des Radfahrens. Dies begünstigt die Konzentration im Alltag stark – auch im hohen Alter. Die physische Aktivität fördert zudem den Hippocampus[4], die zentrale Schnittstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis.
Auch das sogenannte „Flow-Erleben“, wobei die körperlichen Anstrengungen mit dem Können verschmelzen, trägt zum Glücklichsein beziehungsweise zu einer gesteigerten Lebenslust bei. Für einen großen Teil der Gesellschaft gilt der Flow auch als eine Bewegungsaktivierung, die durch intrinsische Motivation (zum Beispiel Spaßerleben, Unabhängigkeitsgefühl) oder aber extrinsische Faktoren (Freunde, Wetter, Fitness) hervorgerufen wird.[5] Bei der Produkt- und Angebotsgestaltung im Mountainbike-Tourismus ist es daher ratsam, für den Gast optimale Bedingungen für die Erreichung eines Flow-Erlebnisses zu schaffen.
Auch das Gemeinschaftserlebnis macht das Mountainbiken zu etwas Besonderem. 85 Prozent der Mountainbiker fahren in Gesellschaft, das heißt mit Freunden, Familie oder Partner/in.[6] Somit erfüllt das Mountainbiken, das im engen Sinne eine Individualsportart ist, eine wichtige Sozialfunktion und lässt Zugehörigkeitsgefühle entstehen.
Soziale Entwicklungen wie die zunehmende Urbanisierung und ein verändertes Freizeitverhalten stehen in engem Zusammenhang mit der Entwicklung und steigenden Beliebtheit des Mountainbikens. Das zunehmende Streben nach Selbstverwirklichung, Individualität und das aktive Entfliehen aus dem Alltagsleben in die Natur stellen hierfür beispielhafte Gründe dar.[7]
[1] Siehe hierzu Mountainbike Tourismusforum Deutschland (2019).
[2] Vgl. Froböse (2006).
[3] Vgl. Hartig/Mang/Evans (1991); Hug/Hansmann/ Monn et al. (2008); Kaplan/Kaplan (1982).
[4] Vgl. Mattheis (2010).
[5] Vgl. Papst (2017).
[6] Mountainbike Tourismusforum Deutschland (2018).
[7] Vgl. hierzu Greenblatt, 2002; Wöhrstein, 1998.