Nachfragesegmente im MTB-Tourismus

Es gibt nicht "den" Mountainbike-Gast. Aus unterschiedlichsten Motivlagen steigen Menschen aufs Bike, was sich in einer differenzierten Zielgruppensegmentierung niederschlägt. Einen Überblick über die verschiedenen Spielarten des Bikens und die Anforderungen an Destinationen finden Sie hier.

Mountainbike-Tourismus: Ein wachsender Markt

15,8 Millionen, also ein gutes Viertel der Deutschen ab 14 Jahren, nutzen in ihrer Freizeit ein Mountainbike (vgl. IfD Allensbach 2024). Intensiv, das heißt mehrmals pro Woche, biken 4,2 Millionen Menschen (ebd.). So überrascht es nicht, dass auch auf Reisen dem Mountainbiken eine hohe Bedeutung zukommt.

9,1 Millionen Deutsche haben großes oder sehr großes Interesse am Thema Mountainbike im Urlaub (vgl. Inspektour 2017). Mountainbiken liegt damit sowohl als Freizeit- als auch als Urlaubsaktivität deutlich vor anderen Sportarten wie beispielsweise Reiten oder Rennradfahren.

Wie ein Bike-Urlaub typischerweise aussieht, wurde im Mountainbike-Monitor (MTF 2022) ermittelt:

  • durchschnittliche Tourenlänge: 42 Kilometer mit 1.025 Höhenmetern
  • durchschnittliche Tour mit dem E-Bike: 51 Kilometer mit 1.180 Höhenmetern

Welche Wege und Anlagen Mountainbike-Gäste sich wünschen, erfahren Sie hier: Infrastruktur für Bike-Tourismus.

Kernfakten zur Zielgruppe
  • Das Durchschnittsalter von Mountainbikenden liegt bei etwa 40 Jahren:  eine junge, dynamische Zielgruppe.
  • Bikende verdienen im Vergleich zum Durchschnitt der deutschen Bevölkerung sehr gut: 58% steht ein höheres Haushalts-Nettoeinkommen zur Verfügung als dem Bundesdurchschnitt.
  • Mit einem Frauenanteil von etwa zehn Prozent ist Mountainbiken derzeit noch ein stark männlich geprägter Sport.
  • Mountainbikende sind multisportiv unterwegs: Mehr als die Hälfte ist auch regelmäßig mit dem Fahrrad oder beim Wandern aktiv. Rennradfahren, Skisport und Klettern betreiben kleinere Anteile der Zielgruppe zusätzlich.

Referenzen: Mountainbike Forum Deutschland (2022): MTB-Monitor. Weitere Informationen zur Erhebung

 

Segmente: Wer fährt Mountainbike, und wie?

Häufig wird das Mountainbiken in sechs Disziplinen beziehungsweise Segmente unterteilt:

Tour

Mountainbiken bedeutet Abschalten. Sie möchten sich auf ihrer Fahrt erholen, die Natur und Landschaft genießen sowie Gemeinschaft erleben.

Marathon/Cross Country

Mountainbiken ist Ausdauersport, die Strecken verlaufen bergauf und bergab. Eine gute Fahrtechnik ist hier unverzichtbar.

All Mountain

Mountainbiken ist Abenteuer. All Mountainb-Biker haben eine hohe affninität für Single Trails; Fahrspaß hat eine hohe Priorität.

Enduro

Mountainbiken ist Spiel. Gute Fahrtechnik sowie der Wettkampfgedanke stehen im Vordergrund: Mehrere Streckensegmente bergab müssen schnellstmöglich bewältigt werden.

Freeride

Mountainbiken ist Abfahrtserlebnis und Vielseitigkeit. Die übergeordneten Ziele sind Freiheit, Spaß und Spiel.

Downhill

Mountainbiken ist Actionsport und eine Wettkampfdisziplin. Es gilt, eine vorgegeben bergab verlaufende Strecke schnellstmöglich zu bewältigen.

Aus touristischer Sicht ist eine Verdichtung auf vier statt sechs Segmente sinnvoll. Dabei werden jeweils die Segmente All Mountain und Enduro sowie Freeride und Downhill zusammengefasst. Durch die Verdichtung lassen sich Zielgruppen in der jeweilig anzusprechenden Motivlage klarer abgrenzen.

Unter allen heutigen Mountainbikern im deutschsprachigen Raum ordnen sich 59,5 Prozent hauptsächlich dem Segment AMEN zu. Mit einem Anteil von 22,8 Prozent ist Tour das zweitgrößte Segment, gefolgt von FRoDHo mit 10,3 und MaXC mit 7,4 Prozent (vgl. MTF 2018).

Dennoch sind auch die vermeintlich kleinen Segmente nicht zu vernachlässigen: Bei den mehr als neun Millionen Deutschen mit (sehr) großem Interesse am Thema Mountainbike im Urlaub entspricht der Anteil von 22,8 Prozent des Segments Tour einer absoluten Anzahl von über 2,1 Millionen Mountainbikern.

Zu berücksichtigen ist auch, dass sich die Bikenden nicht ausschließlich einem Segment zuordnen, und zudem auch zukünftiges Interesse an anderen Segmenten bekunden. Angesichts steigender Erfahrung und der technischen Entwicklung prognostiziert der MTB-Monitor vor allem eine Wanderung hin zum Segment AMEN.

Neben den vier Segmenten, in die sich die heutigen Mountainbiker einordnen lassen, existiert auch die „Zielgruppe Null“ – hierin finden sich Personen, die aktuell noch nicht selbst biken, jedoch großes Interesse an der Aktivität haben, sich von der Szene angesprochen fühlen und in vielen Fällen einen geeigneten Einstieg ins Mountainbiken suchen. Diese Zielgruppe ist aus touristischer Sicht sehr interessant: Mit niedrigschwelligen Angeboten für Einsteiger kann sie ans Biken herangeführt werden und schon früh eine positive Bindung zu einer Destination aufbauen. Insbesondere durch ein breites Angebotsspektrum wird Interessierten der Einstieg in die Aktivität, beispielsweise durch Gruppen mit unterschiedlichen fahrtechnischen Fähigkeiten, erleichtert.

Was die Bike-Gäste im Urlaub bewegt und welche Motive ihnen besonders wichtig sind, können Sie hier weiterlesen.